Über das Glücklichsein, die Freundschaft & einen Neuanfang | Strandshooting am Praia do Norte

Nach endlosen Wochen an meinem provisorischen Arbeitsplatz im Wohnzimmer, durfte ich letzte Woche endlich in unser (neues) Arbeitszimmer einziehen. War es bisher nur eine Abstellkammer mit Potential, ist es nun auf dem Weg das schönste Zimmer in unserer Wohnung zu werden. Jetzt fehlen nur noch Bilder an den Wänden, damit es noch gemütlicher und persönlicher wird. Daher habe ich die letzten Tage damit verbracht, meine Festplatten nach Bildern von Freunden und Familie zu durchforsten, die in unserer Galerie nicht fehlen dürfen. Und was soll ich sagen… natürlich habe ich mich in all den Erinnerungen etwas verloren und die tatsächliche Auswahl wartet immer noch. Aber ich habe es so richtig genossen! Die aktuelle Pandemie hat uns allen unsere Pläne durchkreuzt, uns davon abgehalten zu reisen und unseren liebsten Menschen persönlich zu sehen. Da tat es so gut, sich noch einmal an andere Orte zu träumen und gemeinsame Erlebnisse in Erinnerung zu rufen. Ich bin jedes Mal so fasziniert davon, welche Kraft Fotos haben. Dieses kleine Stück visuelle Gedächtnisstütze kann uns direkt in diesen Moment zurück transportieren und damals gefühlte Emotionen wieder aufleben lassen. Plötzlich spielt der dazugehörige Film noch einmal in unserem Kopf und wir können uns an mehr und mehr erinnern. Ist das nicht Wahnsinn?!

Ich bin vor allem an den Fotos von meinem Portugalurlaub, den ich letzten September mit wirklich guten Freundinnen von mir gemacht habe, hängen geblieben. In diesem Urlaub sind nicht nur besonders schöne Fotos entstanden (wirklich keine Kunst in diesem Land und mit diesen Reisebegleiterinnen), sondern hat dieser Urlaub auch einen ganz wichtigen Wendepunkt in meinem Leben markiert. Das ist mir jetzt erst noch einmal bewusst geworden und ich habe beschlossen, es mit euch zu teilen. Vielleicht geht oder ging es euch schon einmal ähnlich?

Damals arbeitete ich hauptberuflich als Doktorandin in einem großen wissenschaftlichen Projekt, das von mir mehr als vollen Einsatz verlangte. Nach einigen besonders intensiven Monaten hatte ich im August und September eine kleine Verschnaufpause im Projekt, um mich meiner Doktorarbeit zu widmen und ein bisschen Ferien zu machen- bevor es dann ab Ende September wieder Vollgas weitergehen würde für die Datenerhebung. Während mein Körper also etwas Zeit zum Herunterfahren und Erholen hatte, wurde ich natürlich erst mal so richtig krank und mein Energielevel sank mit jedem Tag mehr und mehr. Hinzu kamen kleinere Panikattacken, die mir suggerierten, dass es im Herbst nicht einfach so weitergehen konnte wie bisher. Leider war aber auch ganz klar, dass die Ziele des Projekts erfüllt werden müssten und das war nur unter bestimmten Bedingungen möglich. In der Wissenschaft sind Zeit und Geld immer sehr knapp, da muss man dann schon mal am Privatleben und dem eigenen Wohlbefinden sparen. So saß ich also Anfang September im Zug zum Flughafen, zutiefst unglücklich, erschöpft und ein bisschen verzweifelt. So sehr ich mich auf das Zusammentreffen in Lissabon und den gemeinsamen Urlaub mit meinen Freundinnen gefreut hatte, die Urlaubsstimmung wollte nicht so recht aufkommen.

Die ersten Tage unserer Reise verbrachten wir in Lissabon. Eine Stadt, die ich schon immer mal besuchen wollte. Leider wurde ich ihr nicht so ganz gerecht, denn meine gedrückte Stimmung hielt an, ich brauchte viel Zeit zum Grübeln und auch einfach nur Entspannung. Für meine Freundinnen war ich in diesen Tagen wohl nicht die beste Reisebegleiterin, aber sie haben sich ihren Urlaub dadurch nicht trüben lassen. Sie gaben mir genügend Raum, hätten jederzeit ein offenes Ohr für mich gehabt und versorgten mich mit gutem Essen (nicht zu unterschätzen!). So ganz getreu dem Motto „Alles kann, nichts muss“ hatten wir so trotz allem eine wirklich schöne Zeit zusammen in Lissabon, in der jede von uns ihren Bedürfnissen nach Entspannung, Abenteuer oder Kultur nachgegangen ist. Gekrönt durch den letzten Abend, an dem wir feinste Tapas gegessen und mit einer Gruppe Straßenmusikern auf dem Largo do Carmo  aus vollem Herzen gesungen haben. Dennoch brauchte mein Körper weiterhin viel Zeit und Ruhe und so freute ich mich riesig auf den zweiten Abschnitt unserer Reise: Raus aus der Stadt und rein in ein kleines Örtchen direkt am Meer. Es folgten faule Tage am Strand, Spieleabende und ganz viel leckeres Essen.

Am letzten Abend in Nazaré erfüllten die drei mir meinen sehnlichsten Wunsch: ein Sonnenuntergangsshooting am Strand. Ich wusste, ich würde es bereuen, wenn ich die Gelegenheit nicht nutzen würde, dieses fantastische Licht Portugals einzufangen. Und wer mich kennt, der weiß, dass ich die Schönheit der Natur zwar bewundere und schätze, aber dass Fotos davon mich nicht so sehr berühren wie Fotos von Menschen und ihren Beziehungen. Daher war außer Frage, dass dieses Shooting sich um unsere Freundschaft drehen würde- mit dem Bonus einer traumhaft schönen Kulisse und dem besten Licht. Mit meiner Kamera, ein paar Getränken und einer Decke ausgerüstet machten wir uns also auf den Fußmarsch zum Praia do Norte. Dieser Strand ist in der Surfer Szene sehr bekannt, zum Schwimmen aber nicht geeignet, weil dort zu heftige Strömungen herrschen. Wir hatten den Strand also fast für uns alleine und es war noch schöner als ich es mir je erträumt hatte. Der ganze Abend war für mich pure Magie und ich habe mich seit wirklich langer Zeit mal wieder so richtig lebendig und vor allem glücklich gefühlt. Mit meiner Kamera in der Hand war ich wieder vollständig und erfüllt. Meine Energie war zurück, das Leben war wieder schön. Und ich weiß noch genau wie ich am Praia do Norte stand, aufs Meer blickte und dachte „Genau so stelle ich mir das Leben vor und eines Tages wird das mein Leben sein“. Das Portrait von mir auf der Startseite ist übrigens genau dort entstanden. Vielen, vielen Dank, liebe Kati, dass du dir hin und wieder einfach meine Kamera geschnappt und drauf los geknipst hast!

Die letzten Tage unserer Reise verbrachten wir in Porto und mit meiner wieder neu gewonnen Begeisterung für das Leben habe ich mich in diese Stadt verliebt. Die Stadt lebt von ihren Künstlern, kleinen Cafés und natürlich dem Portwein. Kurz darauf musste ich mich nicht nur von dieser wunderbaren Stadt, sondern auch von meinen grandiosen Reisebegleiterinnen trennen. Es ging wieder heimwärts- zwar für mich alleine, aber dafür mit einer Speicherkarte voller wunderschöner Zeitmaschinen, die mich auch heute noch jederzeit zurück an den Praia do Norte und in die Arme meiner lieben Freundinnen beamen.

In den darauffolgenden Wochen wurde mir immer klarer, dass sich meine Vorstellung von einem erfüllten, glücklichen Leben für mich nicht mit dem Projekt erfüllen ließ, in dem ich angestellt war. Der Lebensplan, den ich mir am Anfang meines Psychologiestudiums zurechtgelegt hatte passte nicht mehr zu mir. Während der Arbeit im Projekt hatte ich kaum Zeit für die Fotografie, konnte nur vereinzelt Hochzeiten fotografieren, weil ich auch an Samstagen im Labor war- und ich habe es die gesamte Zeit über schmerzlich vermisst. Tja, und da habe ich mir nach und nach eingestehen müssen, dass die Fotografie schon immer das gewesen war, was mein Herz wirklich höher schlagen lassen hat. Mit 20 habe ich mich gegen eine kreative Ausbildung und für etwas „Vernünftiges“ entschieden und mit nun fast 30 weiß ich, dass ein kreativer Job das Vernünftigste ist, was ich für mich selbst tun kann. Denn er ermöglicht mir das Leben, das ich mir schon lange erträumt habe und das mich glücklich macht. Ich war einfach lange nicht mutig genug es auch zu leben. Und heute könnte ich nicht glücklicher sein mit dieser Entscheidung der Wissenschaft den Rücken gekehrt und mein Herz vollständig der Fotografie geöffnet zu haben. Heute darf ich hauptberuflich anderen Menschen mit meinen Bildern kleine Zeitmaschinen bauen, die sie zurückbringen in Momente ihres Lebens, die voller Glück und Liebe waren. Denn hin und wieder brauchen wir alle diese kleinen Erinnerungshilfen daran, wie toll das Leben sein kann. Ich wünsche euch von Herzen, dass ihr mutig genug seid das Leben zu führen, das euch glücklich macht.

Daher möchte ich mich bei allen bedanken, die mich bei meinem Neuanfang unterstützt haben und dies immer noch tun. Aber vor allem auch den drei wunderbaren Frauen, die mich in Portugal ertragen und aufgepeppelt haben. Ihr drei, vielen Dank für eure Unterstützung, die offenen Gespräche, euer Verständnis, eure bedingungslose Freundschaft und natürlich dafür, dass ihr mich daran erinnert habt, wie es ist glücklich zu sein! <3

Navigation

Rechtliches

Kontakt

Portfolio

AGB

Anfrage

Impressum

Angebot

Datenschutz

Mareike